Ulm

Ulm, eine Stadt mit einer langen Geschichte …

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… besitzt auch Böden, die die entsprechende historische Auskünfte geben können – oder besaß diese zumindest.
Mit Ulm’s Neuer Mitte hat das Stadtzentrum sicher sehr an Attraktivität gewonnen, allerdings aber auch historische Dokumente verloren. Doch dieser Verlust wiegt weniger schwer, da die geschichtsträchtigen Böden noch archäologisch erfasst wurden, bevor sie zu Gunsten einer Tiefgarage weichen mussten.

Der hier gezeigte Boden befand sich genau dort, wo heute ein keilförmiges Kaufhaus die Blicke auf sich zieht. Genau genommen war dieser Boden dort, wo unter diesem Bau heute geparkt wird.

Gegenwart, bis zum Bau Ulm’s Neuer Mitte
Die obersten 60 cm wurden in den letzten Jahrzehnten aufgeschüttet, um Parkplätze durch ein wenig Grün aufzulockern.

Zeit des II Weltkrieges
Unterhalb des Kultursubstrats befindet sich Schutt aus dem II Weltkrieg, der bis in etwa 1,2 m Tiefe reicht. Jede Menge Ziegelteile, ein Metallrohr und Betonbruchstücke sind zu sehen, dazwischen ist etwas Feinboden verteilt. Sogar dieses Substrat ist gut für das Wachstum von Bäumen. Da die Feinerde und die Ziegel Wasser für Tockenzeiten speichern, schützt dies vor Trockenschäden.

Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts, zurück bis ins Mittelalter
Unter dem Kriegschutt, bis in etwa 2 m Tiefe, birgt der Boden Reste von den verherenden Bränden im früheren Ulm. Einige Bodenbeimengungen – wie Knochen, Holz und Reste von Bausteinen – kompletieren die Kulturschicht.
Ein Biberzahn könnte der Überrest einer damals üblichen Fastespeise sein. Schließlich wurde der Biber von der Kirche als Fisch angesehen und Fische sättigten schließlich auch ganz ordentlich in der Fastenzeit.

Altertum und Vorgeschichte
Den untersten Meter bilden fein geschichtete Flußablagerungen, die auch Schneckenschalen enthalten. Kaum zu glauben, aber doch wahr: Selbst in dieser Tiefe sind eine ganze Anzahl an Gängenvon Regenwürmern zu finden. Diese Erdbewohnen scheinen sich weder von Kriegs- noch von Branschutt abschrecken zu lassen. Die hellen Flecken in den untersten Dezimetern sind durch Kalk gefärbt. Dieser Kalk wurde wahrscheinlich in der Zeit dort angereichert, als das Grundwasser genau bis in diese Tiefe reichte. In den obersten, etwas wärmeren und sauerstoffreicheren Zentimetern, blieb der Kalk nicht länger gelöst und fiel aus. Heute ist der Grundwasserspiegel längst künstlich tiefer gelegt.